Wie war ich es leid – doch das ist ja jetzt vorbei! Ja, ich war es so leid, unter dem schlechten Ruf des Peter Hartz zu leiden, des Namensgebers der “Hartz IV-Gesetze”, die den Empfängern von Transferleistungen seit nunher 2005 ein süßes Leben in Saus und Braus ermöglichen. Ich war es so leid, ständig mit großzügigsten Vorteilen überschüttet zu werden, die sich unweigerlich aus der “Agenda 2010″ ergaben.

Alleine der Gang zum “Media Markt” war mir immer eine Qual. Die sind ja offizieller Sponsor der “Agenda 2010” . Und jeden Monatsanfang war es das gleiche Spiel: kaum war “Hartz IV” auf meinem Konto eingegangen, machte ich mich natürlich auf den Weg zu besagtem Sponsor, um die immense Guthabenlast auf meinem Konto etwas zu senken – schließlich war der 50″-Fernseher schon wieder leicht eingestaubt, also musste wieder ein neuer her. Und an der Kasse immer das gleiche Spiel: “Haben Sie ne PähBäck-Karte?” – “Nein!” – “Hartz IV?” – “Ja!” – “Na, dann brauchen Sie nicht zu zahlen, Sie wissen ja, Agenda 2010!”.

Wissen Sie eigentlich, wie anstrengend spätrömische Dekadenz ist? Da wird jeder Gang zum Amt zum Horror! Alleine die peinliche Situation beim halbjährlichen Folgeantrag. Sachbearbeiter: “Keine Veränderung der Lebensverhältnisse? Keine Freundin, die inzwischen für Sie aufkommt, Herr K.?” (strenger Blick). Ich: “Nein, alles beim alten und keine Freundin, die…”. Sachbearbeiter: “Was, immer noch nicht? Sie Ärmster, das geht ja nicht. Da muss ich Sie aber erst mal ins Förderprogramm “Peterchens Pufffahrt” stecken!”.

Und ehe Sie sich versehen, haben Sie den Bewilligungsbescheid nebst Ticket, Hotel und Gratis-Puffbesuch in Brasilien in der Tasche, ob Sie wollen oder nicht – hat der Peter Hartz damals so beschlossen – Sie erinnern sich sicher….

Das nervt – ewig dieser Jetlag!

Glauben Sie alles nicht? Ja, lesen Sie denn keine Zeitung? Schauen Sie kein Unterschichtenfernsehen? Mann, Sie sind ja völlig weltfremd. Ich habe da auf den Fluren der Arge Menschen getroffen, das können Sie sich nicht vorstellen. Erst kürzlich saß einer neben mir, der war Investmentbänker mit hohem fünfstelligen Monatseinkommen bei der Doitschen Bank und hat das alles hingeschmissen, weil er sich gesagt hat, dass er für die paar Kröten doch nicht arbeiten geht, wenn er auch Hartz IV kriegen kann. Leistungsloser Wohlstand – das rockt, das ist hip – können Sie allenthalben überall lesen, selbst Guido Westerwelle, unser Aussenminister, ist neidisch und würde lieber sofort in Hartz IV wechseln.

Aber das hat ja jetzt alles ein Ende – die Befreiung aus der Dekadenz steht bevor und Millionen von Menschen auf den Fluren der Argen atmen erleichtert auf, dass die Stigmatisierung als Superbonze endlich ein Ende findet – dank “Uschi”

Uschi? Ja, haben Sie etwa auch davon noch nichts gehört? Na, Sie sind mir ja vielleicht ein Hinterwäldler.

“Uschi 2010″ ist das neueste Programm aus dem Hause der Uschi von der Leyen, das endlich Schluß macht mit leistungslosem Wohlstand, der spätrömischen Dekadenz, dem unqualifizierten Rumhängen in der goldfaserdurchwirkten sozialen Hängematte des Peter Hartz. Die Bezeichnung “Basisgeld” – im Volksmund “Uschi 2010″ – ersetzt fortan das zurecht in Verruf geratene “Hartz IV”.

Bildung ist dabei ihre Wunderwaffe! Da wird demnächst gebildet, dass die Schwarte kracht. Zunächst einmal wäre da beispielsweise die “Ursula-Card“. Die soll in Zukunft dafür sorgen, dass die zahlreichen lieben Kleinen der faulen Hartz IV-Empfänger demnächst ausnahmslos zu Intellektuellen heranwachsen. Jeder taugt schließlich zum Sloterdijk – und in jedem Migrantenkind schlummert eine kleine Necla Kelek. Und man kann sich ja an drei – ach zwei – Fingern ausrechnen, dass bei dem angekündigten auf der Karte verfügbaren Jahresbetrag von 200 Euro die lieben Kleinen gar keine Zeit mehr haben werden, mit der Playstation vor dem für Hartz IV obligatorischen 50″-Plasma-Flachbild-TV herumzuhängen. Da wird demnächst rund um die Uhr gebildet, Caritas, Diakonie und Co stehen sicherlich schon in den Startlöchern, um auch den letzten Cent aus der “Ursula-Card” zu pressen und den Kleinen mit Hilfe promovierter Ein-Euro-Jobber mal so richtig zu zeigen, wo es in Deutschland intellektuell so lang geht. Vorstellbar wären zum Beispiel Lesezirkel – da wird Ihnen in Zukunft jeder 5-jährige ihre sozialromantischen Phantasien vom Sozialstaat um die Ohren hauen, dass es nur so kracht und Ihnen frei aus Sarrazins “Deutschland schafft sich ab” zitieren, dass Ihnen schwindelig wird.

Aber auch die Erwachsenen werden sicher nicht zu kurz kommen, denn auch für sie hält “Uschi 2010″ sicher ein reichhaltiges Fortbildungsprogramm bereit. Schließlich ist alles eine Frage der inneren Einstellung und der richtigen Kommunikation. Die Verpackung macht´s! Kein Wunder beispielsweise, dass viele Erwerbslose abgewinkt haben, als der Vorschlag kam, sie sollen doch gefälligst Hundescheiße im Park sammeln. Die von Uschi von der Leyen ersonnene “Bürgerarbeit” wird mit solchen Kommunikationsproblemen restlos aufräumen. Da wird dann nämlich keine Hundescheiße gesammelt, sondern sie werden zu einem “Umweltsachverständigen” fortgebildet, der in der Lage ist, sage und schreibe 24 verschiedene Konsistenzgrade tierischer Exkremente zu erfassen, sortieren, katalogisieren und zu verwalten. Klingt doch gleich viel gebildeter als “Hundescheiße sammeln” und wird die Akzeptanz sicher steigern.

Und da die ausgiebigen Fahrten in den brasilianischen Puff unter Uschi natürlich auch wegfallen (dafür wird es zukünftig jedoch gratis “PIAGRA” geben), arbeitet man sicherlich schon an einem Ersatzprogramm. Denkbar wäre doch beispielsweise der Einsatz als sogenannter “Bürgersoldat” in Afghanistan und anderen zukünftigen Friedensgebieten. Immerhin, vier Lagen “Bürgersoldat” ersetzen nach physikalischen Berechnungen der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) problemlos einen Sandsack am Kontrollpunkt der Bundeswehr. Auch hier werden Caritas, Diakonie und Co. sicherlich schnell ein paar ein-euro-jobbende Ex-Fremdenlegionäre auftreiben, die in 2-tägigen Kursen die neuen Kugelfänge… – äääh – Bürgersoldaten umfassend auf ihre neuen Aufgaben vorbereiten.

Und selbst vor der Argen, Jobcentern und Optionsbehörden macht der Reformdrang der Uschi keinen Halt. So wird derzeit umfassend geprüft, ob sich durch einen Komplettaustausch des Personals nicht eine Effizienzsteigerung erreichen lässt. Verknöcherte Beamten- und Angestelltenstrukturen haben doch in der Vergangenheit schließlich erst zur Ineffizienz des bisherigen Systems geführt. Und es hat sich schließlich gezeigt, dass befristet beschäftigte Sachbearbeiter viel großzügiger Sanktionen aussprechen und somit für Einsparungen im Sozialbereich sorgen. Warum also nicht die “Basisgeld”-Empfänger einer Art Selbstverwaltung unterwerfen. Ein-Euro-Sachbearbeiter, die selber seit Jahren im Leistungsbezug sind, kennen schließlich viel besser die mannigfaltigen Schlupflöcher – und eine ständige Bedrohung durch die dann verordnetete Selbstsanktionierung bei unzureichender Sanktionsquote des Sachbearbeiters wird sicherlich schon für den notwendigen frischen Wind in den Fluren der Argen sorgen.

Ach ja – und für alle, die dann immer noch nicht aus der Arbeitslosenstatistik verschwunden sind, hatte ja der Tagesspiegel erst kürzlich eine phantasieanregende Umfrage in seinem Onlineangebot …

Und immer dran denken: Soilent Green ist Menschenfleisch!

21 Kommentare bis “Uschi 2010: das Ende der Dekadenz!”

  1. [...] Uschi 2010: das Ende der Dekadenz! [...]

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