Ich weiß, ich weiß, es ist schrecklich! Zumindest schrecklich inkonsequent. Aber ich kann einfach nicht widerstehen – der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Und so muss ich es jetzt doch tun und ihm antworten – ich kann einfach nicht anders!

Bin ich doch gerade beim Stöbern nach neuen Themen auf einen Link gestoßen, der mich mal wieder zum “Medium mit den dicken Schlagzeilen” führte. Fast hätte ich meinen Augen nicht getraut, wie herzlich, versöhnlich, fast schon intim der Redaktör  Wagner da in strahlender Rüstung den Ritter der traurigen Gestalt abgibt und sich zum Fürsprecher der Witwen und Waisen macht – oder korrekter der “lieben Hartz-IV-Bezieher”.
Das Herz schmolz mir unweigerlich dahin und ich finde, so viel redlicher Einsatz hat sich ein paar Zeilen verdient.

Doch lesen Sie zunächst selbst das flammende Menschenrechtsessay des strahlenden Ritters Wagner:

Lieber Hartz-IV-Bezieher,

die Debatte, ob Ihr ein Recht auf Tabak und Alkohol habt, ist unerträglich. Demnächst wird man überlegen, ob Ihr Kleidung gegen den Regen braucht.

Natürlich braucht man zum Überleben keine Pulle Bier, Schachtel Marlboro, Päckchen Tabak. Aber wenn man nicht einschlafen kann, dann ist eine Zigarette gut und ein Bier wunderbar. Eine Zigarette zwischen den Lippen kann wie ein Urlaub sein, den man sich nicht leisten kann. Eine Flasche Bier verstärkt den Traum.

Die Langzeit-Arbeitslosen bekommen zurzeit für Alkohol sieben Euro pro Monat, für Tabak elf Euro. Der Staat muss sparen. Aber er darf nicht sparen an der letzten Zigarette, an der letzten Flasche Bier. Er darf nicht sparen am kleinen Glück der Unglücklichen.

Herzlichst

Ihr

F. J. Wagner

.

Dem ein oder anderen unserer treuen Leser wird jetzt sicher einleuchten, dass wir da nicht widerstehen können und dem lieben Herrn Wagner ein paar Antwortzeilen mit auf den Weg geben müssen – was wir hiermit auch prompt erledigen:

Lieber F.J. Wagner,

schön, dass Sie an die Regenkleidung gedacht haben, bei Ihrem Anblick muss ich nämlich unweigerlich an “feuchte Aussprache” denken. So viel Voraussicht ist vorbildlich!

Dass Sie jetzt derart für die Langzeitarbeitslosen in die Bresche springen, überrascht mich dann aber doch ein wenig. Wollen Sie etwa unser Vaterland ruinieren?
Man könnte glatt auf die Idee kommen, Sie würden am Ende noch eine bedarfsdeckende Versorgung mit Zigaretten und Alkohol einfordern. Das aber würde den Staatsetat unweigerlich sprengen, denn um sich Ihr heuchlerisches Gesülze schön zu saufen, müsste der komplette Regelsatz glatt verzehnfacht werden. Und das hält keine Leber lange aus – beim besten Willen nicht!

In diesem Sinne
trockene Grüße

Ihr
Frank Kopperschläger

2 Kommentare bis “Post von Wagner! oder: Die Leiden der Inkonsequenz!”

  1. Rebekka sagt:

    Lieber F. Kopperschläger,

    mal ganz weit (und gerne) weg vom Herrn Wagner, dessen rührendes Statement unterstreichenderweise noch mit der Deutsche Nationalhymne unterlegt werden sollte -
    wenn der Geist willig ist und das Fleisch dagegen schwach ist das nicht inkonsequent sondern inkontinent.
    Zum Glück hat wenigstens der schlaue umsichtige Wagnerfuchs an wasserabweisende Beleidung gedacht.

    Eine trockene Nacht wünscht
    Rebekka

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  2. Post von Wagner! oder: Die Leiden der Inkonsequenz! - Erwerbslosen Forum Deutschland (Forum) sagt:

    [...] [...]

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