Demo in Stuttgart

Liebe Leserinnen und Leser!

Sonst eher ein Raum für – durchaus ernstzunehmende – satirische Betrachtungen und Bildbearbeitungen, hat mein Blog in den letzten Tagen eher textlastige und leider gar nicht lustige Inhalte präsentiert. Ausgelöst durch einen Bericht (https://kopperschlaeger.net/2010/06/von-der-krise-im-sozialstaat-zur-krise-mit-dem-dgb/) über die Demonstration vom vergangenen Samstag in Stuttgart, in welchem ich den DGB als Mitveranstalter scharf kritisierte, kam plötzlich vergleichsweise viel Leben in meinen sonst relativ beschaulichen Alltag.
Trauriges Highlight war für mich persönlich der Anruf eines angeblichen DGB-Funktionärs, der versuchte, mich Sonntag nachts (22:40) mit massiven Drohungen einzuschüchtern (https://kopperschlaeger.net/2010/06/telefonscherz-oder-was-drohung-wegen-demobericht/) und sich dabei auch noch deutlich in der Wortwahl vergriff – dazu gleich mehr.
Weiterer, eher nebensächlicher, aber dennoch aufschlußreicher Vorgang war der Kommentar eines Kritikers, der mir in meinem Blog “denunziatorische Berichterstattung” vorwarf – auch dazu später mehr.

Die absolut überwältigende Mehrheit der Reaktionen per Kommentar, Mail, Telefon und Chat war jedoch positiv und sehr viele LeserInnen haben meine Darstellungen bestätigt oder mit Links zu anderen ähnlich lautenden Kritiken unterstützt. Bei allen, die mir insbesondere nach den Drohungen seitens des DGB mit Solidaritätsbekundungen und Zuspruch zur Seite gestanden haben, möchte ich mich an dieser Stelle schon einmal bedanken.

Doch noch einmal zu besagtem nächtlichen Anruf des angeblichen DGB-Funktionärs. Da ich mir nach dem Anruf ja nicht 100 Prozent sicher sein konnte, dass sich nicht ein Witzbold als DGB-Vorsitzender von Baden-Württemberg ausgab, habe ich Name und Position in meinem oben verlinkten Artikel zunächst einmal unerwähnt gelassen. Am Montag morgen in aller Frühe habe ich dann in der Zentrale des DGB BW in Stuttgart angerufen, um den DGB darüber zu informieren, dass jemand nachts um 22:40 bei mir angerufen hat und sich als oberster Boss des Landes-DGB ausgegeben hat, um mich anschließend recht unhöflich mit Drohungen zu belegen. Wenige Sekunden später hatte ich dann den Vorsitzenden des baden-württembergischen DGB, Herrn Landgraf, am anderen Ende der Telefonleitung, der unumwunden zugab, der nächtliche Anrufer gewesen zu sein! Nachdem ich ihn sachlich darauf aufmerksam gemacht habe, dass er mich des Nachts in inakzeptabler Art und Weise beleidigt und bedroht habe und dieses mein letzter Versuch sei, die Angelegenheit friedlich aus der Welt zu schaffen, war Herr Landgraf deutlich “ansprechbarer” als in der Nacht zuvor.
Das anschließende Gespräch bezüglich der Androhungen “ernsthafter Konsequenzen” wegen des Fotos eines DGB-Mitarbeiters verlief dann halbwegs sachlich. Nachdem ich Herrn Landgraf darüber aufgeklärt hatte, dass ich bereits lange vor seinem Anruf mit dem abgelichteten Mitarbeiter in Kontakt stand und mich mit selbigem eigentlich schon geeinigt hatte, das im Profil erkennbare Gesicht durch “verpixeln” unkenntlich zu machen (was ja auch zeitnah geschah – diesen Vorgang kann ich durch entsprechende Mails und Zeitstempel belegen), machte ich ihm deutlich, dass mir an dem Foto eigentlich nicht gelegen ist, sondern die Art und Weise seiner Intervention das Problem sei. Einer sachlich vorgetragenen Anfrage bzgl. Löschung würde ich jederzeit entsprechen.
Im Endeffekt haben wir uns dann dahingehend geeinigt, dass Landgrafs nächtlicher Anruf in der Form inakzeptabel war, ein Rechtsstreit um ein unwichtiges verpixeltes Foto ebenfalls nicht zielführend sei. Im Gegenzug für dieses “Eingeständnis” habe ich dann angeboten, das besagte Bild zu entfernen – zumal der vorherige Mail-Kontakt mit dem eigentlich Betroffenen sehr ruhig und freundlich war. Herr Landgraf wollte daraufhin zunächst Rücksprache mit seinem Mitarbeiter halten, um seine Meinung einzuholen – ca. 2 Stunden später hat er mich zurückgerufen und sein Einverständnis bestätigt. Ich hoffe, dass die Angelegenheit damit erledigt ist!

Ich bin mir durchaus im Klaren darüber, dass wahrscheinlich die/der ein oder andere meiner LeserInnen lieber einen unterhaltsamen Showdown zwischen dem kleinem Internetblogger und mächtigem DGB beobachtet hätte – und ich muss zugeben, mit dem Gedanken durchaus zeitweise gespielt zu haben. Aber es war die Sache nicht wert, denn völlig unabhängig von der Beurteilung der juristischen Lage bin ich der Meinung, dass es in der Tat nicht Sinn der Sache ist, sich gegenseitig zu diskreditieren, sondern dass vielmehr alle Bündnispartner der Veranstaltung nach diesen recht offensichtlichen Missklängen kritisch als auch selbstkritisch in die Analyse treten müssen, um eine weitere zukünftige Zusammenarbeit auf breitmöglichster Linie zu ermöglichen. Zumindest, wenn man “Sozialproteste” auch in Zukunft thematisieren will. Dieses ist Aufgabe der Bündnisbeteiligten – und da ich diesen nicht angehöre, werde ich mich mit diesem letzten Artikel aus der Berichterstattung um die Stuttgarter Demo verabschieden (was natürlich nicht heißt, dass ich den DGB BW in Zukunft ignoriere ;-) ).

Eine letzte Kleinigkeit an einen meiner Blogkommentatoren: Lieber Ben! Kritik ist schön und gut und gerade bei mir als Blogger jederzeit willkommen, da Feedback wichtig ist. Insoweit zunächst einmal Dank. Mag sein, dass meine Berichterstattung in einem Detail nicht makellos war, das Foto war zum Verständnis der Kritik nicht wirklich nötig. Inhaltlich jedoch habe ich nichts zu revidieren!
Makellos finde ich jedoch Deine Kritik an mir auch nicht. Von Begriffen wie “denunziatorischer Berichterstattung” mal völlig abgesehen bleibt zumindest auch die Frage ungeklärt, wer hier denn bitte wen diskreditiert hat. Zahlreiche Belege der Diskredition von Demonstranten seitens verschiedener Verantwortlicher während der Abschlusskundgebung sind im Internet als Video/Tondokument zu finden – genug Zeugen gibt es allemale. Henne oder Ei? Ganz so unabhängig, wie Du hier zu erscheinen versuchst, ist Deine Kritik wohl ebenfalls nicht, wie ich im Gespräch mit Herrn Landgraf erfuhr. Warum verschweigst Du das?

So, aber nun ist endgültig Schluss – kopperschläger.net wird sich nunmehr wieder der Satire zuwenden (so man mich denn lässt) und wünscht allen Bündnispartnern in Stuttgart eine erfolgreiche Nachbereitung – zu diskutieren wird es dort sicher genug geben!

In diesem Sinne solidarische Grüße

Frank von kopperschlaeger.net

PS. Ein durchaus freundlicher Gruß geht an dieser Stelle an den eigentlich Betroffenen, nämlich den Ordner vom umstrittenen Foto. Der war nämlich der einzig wirklich Freundliche in der ganzen Sache – zumindest im Kontakt mit mir…

3 Kommentare bis “Von Fotos, nächtlichen Anrufern und falschen Kritikern”

  1. Franzosen streiken gegen Rentenreform - Erwerbslosen Forum Deutschland (Forum) sagt:

    [...] [...]

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  2. Ben sagt:

    Hallo Frank Deine Meinung über Feedback als blogger teile ich schließlich gehöre auch ich der Bloggergemeinde an. Auch ich gebe zu das meine Wortwahl in dem Fall nicht korrekt war, stehe aber inhaltlich auch dazu was ich gesagt habe. Ich möchte auch noch mal zum Ausdruck bringen das mein Angebot steht zum Thema: Ignorieren oder Veränderung durch Beteiligung eine gemeisame Veranstaltung durchzuführen. Wenn du möchtest melde dich doch bei mir gerne auch unter der email

    Um deinen Beitrag über Abhängigkeiten aufzuklären Ja ich bin hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär wenn es das ist was du meinst.

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  3. [...] Update: So, hier nun der Abschlussbericht der DGB-Posse von Frank [...]

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