Seine Hochwürdenwiderlichkeit, der Augsburger Militärbischof Mixa, fand nun erstaunlicherweise sein Gedächtnis zurück und gibt uns bei dieser Gelegenheit einen eindrucksvollen Einblick in die “pädagogische Gedankenwelt” der katholischen Kirche.
Wenn man es denn nun auf Ohrfeigen zuspitze, ja dann könne es schon sein, dass er auch noch in den 90er Jahren dem ein oder anderen Schutzbefohlenen mal ordentlich einen in die Fresse gehauen habe. “Einen Watschn gegeben” nennt er es beinahe zärtlich.
Und es sei doch völlig üblich und normal gewesen, dass Lehrer in dieser Zeit ihren Zöglinge mal ordentlich eine verpasst haben.
Komisch, dass ich mich trotz Einschulung Anfang der 70er an solch barbarische Zustände gar nicht erinnern kann, die laut Mixa noch vor 20 Jahren völlig Usus gewesen sein müssen – muss daran liegen, dass ich auf eine staatliche Schule gegangen bin und nicht in ein reaktionäres, Gewalttätigkeiten verniedlichendes kirchliches Züchtigungs- und Missbrauchsinstitut.
Da wird es fast zur Nebensache, dass der feine Herr Mixa scheinbar auch ein sehr lockeres Verhältnis zu den für arme Heimkinder bestimmten Stiftungsgeldern hatte, von denen er großzügig Dinge wie goldene Siegelringe, Teppiche und wertlosen Tand zu völlig überzogenen Preisen bezahlte. Waren doch seine Schützlinge mit “Schlägen im Namen des Herrn” schon reichlich beschenkt.
Wir finden es einfach nur völlig widerlich und unverständlich, dass trotz der Vorwürfe, trotz offensichtlicher Lügen, dieser Prügelpinocchio immer noch nicht von seinem scheinbar gut geleimten Stuhl entfernt wurde. Wundern hingegen tut uns angesichts des heuchlerischen und verlogenen Verhaltens der katholischen Kirche in den vergangenen Wochen mittlerweile gar nichts mehr. Man wartet sicher erst einmal ab, bis findige Anwälte sichergestellt haben, dass auch die letzte Fragwürdigkeit verjährt und der letzte Zeitzeuge verstorben ist – und erklärt Mixa dann zum Heiligen. Aber zurücktreten oder feuern? Nicht im Reich der Unfehlbaren! Amen!
http://www.stern.de/panorama/bischof-mixa-gibt-ohrfeigen-zu-diese-heuchelei-ist-unertraeglich-1559066.html
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,689412,00.html
Es gibt tatsächlich ein bayrisches Gerichtsurteil, dass noch fast 10 Jahre nach der bundesweiten Abschaffung von einem “Gewohnheitsrecht” für prügelnde Bayern sprach. In den 1990ern war es dann aber wirklich vorbei.
Das wirkliche Problem ist hierbei IMHO die Lüge…
Sicher sind die zahlreichen Lügen und Relativierungen, die aus der katholischen Kirche in den letzten Wochen zu vernehmen waren, ein echtes Problem. Ebenso wie die Tatsache, dass weder Mixa das Format hat, alle Ämter bis zur Klärung ruhen zu lassen, noch die Kirche willig ist, ihn gegebenfalls dazu zu drängen. Der Mann ist aus meiner persönlichen Sicht hochgradig untragbar.
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